Aiptasia, in der Aquaristik als Glasrose (lat. Aiptasia) bekannt, ist einer der häufigsten und heimtückischsten Schädlinge, mit denen Meerwasseraquarianer konfrontiert sind. Diese kleine Polypenart, die sich schnell vermehrt und über starke Nesselzellen verfügt, kann Lebendgestein schnell überwuchern und Korallen sowie andere Wirbellose ernsthaft schädigen. Das Expertenteam von taba.su hat einen umfassenden Leitfaden erstellt, der Ihnen hilft, dieses Problem mit bewährten mechanischen, chemischen und biologischen Methoden effektiv zu erkennen, zu kontrollieren und vollständig zu beseitigen.
Was ist Aiptasia und warum ist sie für das Aquarium gefährlich?

Aiptasia ist eine kleine Aktinie (Polyp), die äußerlich einer winzigen, halbtransparenten Anemone ähnelt. In der Natur ist sie ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems, verwandelt sich aber im begrenzten Raum eines Aquariums zu einem aggressiven Unkraut, das sich schnell und unkontrolliert ausbreiten kann.
Hauptmerkmale von Aiptasia:
- Aussehen: Halbtransparenter Körper, oft bräunlich oder beige, mit langen, dünnen Tentakeln, die oft weiße Spitzen haben.
- Größe: Kann von wenigen Millimetern bis zu 3-4 Zentimetern im Durchmesser variieren.
- Fortpflanzung: Vermehrt sich sowohl sexuell als auch asexuell – durch Fragmentierung (pedale Lazeration). Das bedeutet, dass selbst ein winziger Teil eines Polypen, der bei einem fehlgeschlagenen Entfernungsversuch abgerissen wird, eine neue Kolonie gründen kann.
Warum ist die Glasrose gefährlich?
Die Hauptbedrohung durch Aiptasia ist ihre Aggressivität gegenüber anderen Aquarienbewohnern, insbesondere gegenüber wenig mobilen Wirbellosen:
- Nesselzellen (Nematocysten): Die Tentakel der Aiptasia enthalten starke Nesselzellen, die zur Lähmung kleiner Beute eingesetzt werden. Bei Kontakt verbrennen und schädigen sie das Gewebe von nahegelegenen Korallen (LPS und SPS), was zu Nekrose und anschließendem Absterben führt.
- Konkurrenz um Platz: Aiptasia besiedelt schnell Lebendgestein, Substrat und sogar die Scheiben und entzieht den Korallen den notwendigen Platz zum Wachsen und Licht.
- Unkontrollierte Ausbreitung: Die hohe Vermehrungsrate ermöglicht es Aiptasia, ein sauberes Aquarium innerhalb weniger Wochen in einen „Garten“ aus Polypen zu verwandeln.
Ursachen für das Auftreten von Aiptasia im Aquarium: Wie gelangt das Unkraut zu uns?

Aiptasia entsteht nicht spontan. Wie die meisten marinen Schädlinge gelangt sie zusammen mit neuen, von außen eingebrachten Elementen in das System. Das Verständnis der Infektionswege ist für die Vorbeugung von entscheidender Bedeutung.
Hauptinfektionsquellen:
Am häufigsten gelangt Aiptasia in Form von mikroskopisch kleinen Polypen oder Larven in das Aquarium, die an folgenden Dingen haften:
- Lebendgestein: Dies ist der häufigste Weg. Der Stein mag sauber aussehen, aber in seinen Poren können sich bereits Larven oder kleine, unsichtbare Polypen verstecken.
- Neue Korallen (Fragmente): Die Basis, auf der die Koralle befestigt ist (Frag-Platte), oder das Skelett der Koralle selbst kann ein Träger von Aiptasia sein.
- Muschelschalen: Seltener, aber möglich ist die Einschleppung zusammen mit Schnecken oder anderen Wirbellosen.
- Wasser aus Transportbeuteln: Obwohl dies der unwahrscheinlichste Weg ist, wird immer empfohlen, das Wasser aus dem Beutel nicht in das Hauptaquarium zu geben.
Mechanische Bekämpfungsmethoden für Aiptasia: Manuelle Entfernung

Die mechanische Entfernung ist der erste Gedanke, der einem Aquarianer in den Sinn kommt, aber diese Methode erfordert äußerste Vorsicht. Wenn der Polyp nicht vollständig entfernt wird, wird er sich nicht nur regenerieren, sondern kann sich auch vermehren.
Wann sollte eine mechanische Entfernung angewendet werden?
- Bei nur 1-2 Polypen.
- Wenn der Polyp auf einem leicht zu entfernenden Gesteinsfragment oder an der Scheibe sitzt.
Sichere Entfernungstechnik:
Die wichtigste Regel: Den Polyp nicht quetschen oder reißen. Bei Beschädigung des Körpers stößt Aiptasia Sporen ins Wasser aus, was zu einem explosionsartigen Wachstum neuer Polypen führt.
- Isolierung: Wenn möglich, den Stein mit dem Polyp aus dem Aquarium nehmen.
- Entfernung: Verwenden Sie ein sehr scharfes Skalpell oder eine Klinge, um den Polyp vollständig an der Basis abzuschneiden.
- Behandlung der Basis: Die Stelle, an der der Polyp saß, sollte sofort mit kochendem Osmosewasser oder einer kleinen Menge Kalkwasser (Calciumhydroxid) verbrannt werden, um Gewebereste garantiert abzutöten.
Wichtig: Wenn Aiptasia tief in den Poren von Lebendgestein sitzt, wird die mechanische Entfernung aufgrund des hohen Risikos der Fragmentierung dringend abgeraten.
Chemische Bekämpfungsmethoden: Essig und andere Mittel

Chemische Injektionen sind die beliebteste und effektivste Methode zur Bekämpfung einzelner oder kleiner Ansammlungen von Aiptasia, insbesondere wenn die Polypen an schwer zugänglichen Stellen sitzen.
Injektion von Essigsäure (Haushaltsessig)
Normaler Haushaltsessig (9% Essigsäure) ist ein zugängliches und wirksames Mittel zur Vernichtung von Aiptasia. Die Säure zerstört sofort das Gewebe des Polypen und verhindert dessen Fragmentierung. Es ist jedoch wichtig, die Dosierung genau einzuhalten, um das Gesamtsystem des Aquariums nicht zu schädigen.
Prozess der Vernichtung mit Essig:
- Werkzeug: Verwenden Sie eine Insulinspritze (mit feiner Nadel) mit einem Volumen von 1-2 ml.
- Vorbereitung: Füllen Sie die Spritze mit reinem Haushaltsessig (9%).
- Injektion: Führen Sie die Nadel so nah wie möglich an die Mundscheibe der Aiptasia heran. Injizieren Sie vorsichtig und langsam 0,5-1,0 ml Essig direkt in den Körper des Polypen. Der Polyp sollte sich sofort zusammenziehen und weiß werden.
- Vorsicht: Achten Sie darauf, dass kein Essig auf benachbarte Korallen gelangt. Schalten Sie die Strömungspumpen für 15-20 Minuten aus, damit die Chemikalie lokalisiert bleibt.
Einschränkungen der Methode:
Essig darf nicht zur Massenvernichtung verwendet werden, da eine große Menge Essig, die ins Wasser gelangt, den pH-Wert des Aquariums stark senken kann. Es wird empfohlen, nicht mehr als 5-7 große Polypen pro Tag zu behandeln.
Kommerzielle Präparate
Es gibt eine Reihe von Spezialpräparaten auf dem Markt, wie Aiptasia-X (Red Sea), Joe’s Juice und Kalkwasser Paste. Diese Mittel sind in der Regel dicke Pasten oder Gele, die auf den Polyp aufgetragen werden und ihn physikalisch und chemisch zerstören.
- Aiptasia-X: Ein gelartiges Präparat, das der Polyp als Nahrung aufnimmt und verschluckt. Enthält Komponenten, die eine innere Zerstörung verursachen. Sein Vorteil ist ein geringes Fragmentierungsrisiko.
- Kalkwasser Paste: Eine dicke Mischung aus Calciumhydroxid (Kalkwasser), gemischt mit Osmosewasser zu einer Paste. Wird mit einer Spritze oder Pipette auf den Polyp aufgetragen und verursacht eine lokale Verätzung und einen starken pH-Anstieg an der Kontaktstelle.
Biologische Bekämpfungsmethoden: Wurdemanns Garnele und andere Verbündete

Die biologische Bekämpfung ist die sanfteste und oft die effektivste Langzeitlösung, insbesondere bei starkem Befall. Sie besteht darin, das Aquarium mit natürlichen Fressfeinden von Aiptasia zu besiedeln.
Wurdemanns Garnele (Lysmata wurdemanni)
Die Wurdemanns Garnele, auch Peppermint Shrimp genannt, gilt als Goldstandard der biologischen Bekämpfung. Im Gegensatz zu anderen Garnelen frisst Lysmata wurdemanni aktiv Aiptasia.
Vorteile der Wurdemanns Garnele:
- Effektivität: Die Garnelen dringen in die am schwersten zugänglichen Spalten von Lebendgestein ein, wo chemische Methoden machtlos sind.
- Sicherheit: Sie sind für die meisten Korallen, Fische und andere Wirbellose ungefährlich.
- Dosierung: Für ein kleines Aquarium (bis 200 Liter) wird die Ansiedlung von 2-4 Exemplaren empfohlen. In größeren Systemen können 5-8 Garnelen erforderlich sein.
Wichtiger Hinweis: Es gibt mehrere Garnelenarten, die Wurdemanns ähneln. Stellen Sie sicher, dass Sie genau Lysmata wurdemanni erwerben, da einige eng verwandte Arten Aiptasia ignorieren oder sogar Korallen abfressen können.
Nacktschnecke Berghia (Berghia verrucicornis)
Ein etwas weniger verbreiteter, aber äußerst effektiver Räuber ist die Nacktschnecke Berghia. Dies ist ein spezialisierter Räuber, der sich ausschließlich von Aiptasia ernährt.
- Spezialisierung: Berghia frisst keine Korallen, Fische oder andere Anemonen.
- Langsame Wirkung: Die Schnecken arbeiten langsamer als Garnelen und sind schwer zu sehen, da sie nachtaktiv sind.
- Fortpflanzung: Zur vollständigen Vernichtung einer Kolonie ist oft die Ansiedlung mehrerer Exemplare erforderlich, die sich im Aquarium vermehren können.
Doktorfische und andere Arten
Einige Fische können ebenfalls bei der Bekämpfung helfen, obwohl ihre Effektivität weniger vorhersehbar ist:
- Kupferstreifen-Schmetterlingsfisch (Chelmon rostratus): Bekannt für seine Vorliebe für Polypen, einschließlich Aiptasia. Dieser Fisch ist jedoch anspruchsvoll in der Haltung und stellt nicht immer sofort auf Aiptasia um, wenn ihm andere Nahrung zur Verfügung steht.
- Fahaka-Kugelfisch (Tetraodon fahaka): Einige Kugelfischarten können Aiptasia fressen, sind aber für Riffaquarien nicht geeignet, da sie auch Korallen zerstören.
Vorbeugung des Auftretens von Aiptasia: Vorbeugen ist einfacher als heilen

Der beste Weg, Aiptasia zu bekämpfen, ist, ihr Auftreten zu verhindern. Strikte Quarantäne und Inspektion aller neuen Systemelemente sind obligatorische Maßnahmen.
Wichtige Vorbeugungsmaßnahmen:
- Quarantänebecken (Quarantine Tank): Alles neue Lebendgestein und alle neuen Korallen sollten für 4-6 Wochen in einem separaten Behälter unter Quarantäne gestellt werden. In dieser Zeit wird Aiptasia, falls vorhanden, zu sichtbaren Größen heranwachsen und kann vernichtet werden.
- Inspektion von Korallen: Untersuchen Sie die Basis (Platte) eines Fragments sorgfältig, bevor Sie es in das Hauptsystem einbringen. Wenn auch nur ein Anflug von Aiptasia entdeckt wird, entfernen Sie den Polyp mit Essig oder schneiden Sie einen Teil der Platte ab.
- Verwendung von Trockengestein: Wenn Sie ein neues System aufbauen, sollten künstliche oder Trockengesteine (Dry Rock) bevorzugt werden, die garantiert frei von Schädlingen sind.
- Biologische Überwachung: Selbst in einem sauberen Aquarium ist es ratsam, 1-2 Wurdemanns Garnelen zu halten. Sie dienen als „Sanitäter“ und vernichten alle jungen Polypen, die möglicherweise auftreten.
FAQ: Antworten auf die häufigsten Fragen zu Aiptasia

1. Ist Aiptasia für Fische gefährlich?
Im Allgemeinen stellt Aiptasia keine direkte Gefahr für gesunde, mobile Fische dar. Ihre Nesselzellen können jedoch die Schleimhaut oder die Augen von kleinen, langsamen Fischen schädigen und Jungfische ernsthaft gefährden.
2. Was tun, wenn Aiptasia an der Scheibe aufgetaucht ist?
Wenn der Polyp an der Scheibe haftet, kann er vorsichtig mit einer Klinge oder einem Magnetabzieher abgeschabt werden. Da die Scheibe keine Poren hat, ist das Fragmentierungsrisiko geringer als bei der Entfernung von Lebendgestein. Nach dem Abschaben wird empfohlen, die Reste sofort mit einem Mulmsauger zu entfernen, damit sie nicht in die Strömung gelangen.
3. Kann Aiptasia von selbst absterben?
Nein, Aiptasia ist ein äußerst widerstandsfähiges Lebewesen. Sie kann unter einer Vielzahl von Bedingungen überleben und sogar bei Nahrungsmangel. Wenn sie nicht gezielt vernichtet wird, wird sie nur wachsen und sich vermehren.
4. Kann man kochendes Wasser zur Vernichtung verwenden?
Ja, kochendes Wasser (oder sehr heißes Osmosewasser) ist ein wirksames Mittel zur lokalen Vernichtung. Die Technik ähnelt der Essiginjektion: Heißes Wasser wird mit einer Spritze direkt in den Körper des Polypen injiziert. Dies verursacht eine sofortige Denaturierung des Proteins und den Tod. Die Methode ist für das System sicher, wenn kleine Mengen verwendet werden.
5. Warum frisst die Wurdemanns Garnele keine Aiptasia?
Es gibt mehrere Gründe, warum Garnelen Aiptasia ignorieren können:
- Falsche Art: Es wurde eine Garnele gekauft, die äußerlich ähnlich aussieht, aber keine Lysmata wurdemanni ist.
- Überfütterung: Wenn die Garnelen vom Aquarianer reichlich gefüttert werden, verlieren sie die Motivation, Aiptasia zu jagen. Es wird empfohlen, die Fütterung etwas zu reduzieren.
- Zu große Polypen: Einige Garnelen bevorzugen die Jagd auf junge, kleine Polypen. Große, alte Exemplare können für sie zu groß oder aggressiv sein.
