Die genaue Messung der Wasserparameter ist ein Eckpfeiler einer erfolgreichen Aquaristik, insbesondere wenn es um spezialisierte Biotope geht – Meerwasser- oder Brackwasserkreisläufe. Unter den vielen Messgeräten nimmt der Refraktometer eine besondere Stellung ein und bietet dem Aquarianer eine schnelle und zuverlässige Methode zur Kontrolle der Salinität und des spezifischen Gewichts des Wassers. Die Nützlichkeit dieses Instruments hängt jedoch direkt von seiner Genauigkeit ab, die wiederum durch regelmäßige und korrekte Kalibrierung gewährleistet wird.
Dieser Leitfaden beleuchtet detailliert das Funktionsprinzip des Refraktometers, seine Typen und liefert vor allem eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Kalibrierung, die eine maximale Zuverlässigkeit der Messungen zu Hause ermöglicht.
Refraktometer zur Salinitätsmessung: Ein vollständiger Leitfaden für Aquarianer

Ein Refraktometer ist ein optisches Instrument, das den Brechungsindex von Licht in einer Flüssigkeit misst. Da gelöste Salze (und andere Substanzen) die Geschwindigkeit verändern, mit der Licht durch Wasser dringt, ist der Brechungsindex direkt proportional zur Konzentration dieser Substanzen. In der Aquaristik verwenden wir Refraktometer, um die Salzkonzentration zu bestimmen, ausgedrückt als Salinität (PPT/PSU) oder spezifisches Gewicht (Specific Gravity, SG).
Die Verwendung eines Refraktometers ist in der Meerwasseraquaristik zum Standard geworden, da es gegenüber dem herkömmlichen Aräometer eine Reihe von Vorteilen bietet:
- Genauigkeit: Liefert genauere Messwerte, insbesondere bei geringen Salinitätsänderungen.
- Komfort: Benötigt nur eine minimale Wassermenge (normalerweise 1-2 Tropfen).
- Zuverlässigkeit: Weniger anfällig für Fehler im Zusammenhang mit Oberflächenspannung oder Blasenbildung.
Was ist Salinität und warum ist es wichtig, sie im Aquarium zu kontrollieren?

Salinität ist ein Maß für die Gesamtmenge an gelösten Salzen im Wasser. Sie ist entscheidend für die Osmoregulation von Wasserlebewesen. Das Leben von Meerwasser- und Brackwasserorganismen hängt von der Aufrechterhaltung eines stabilen osmotischen Drucks zwischen ihren inneren Flüssigkeiten und der Umgebung ab.
Einheiten der Salinitätsmessung
In der Aquaristik werden zwei Hauptskalen verwendet:
- Promille (PPT oder Parts Per Thousand): Die Menge an Gramm Salz pro 1000 Gramm Wasser. Die Standard-Salinität von Meerwasser beträgt etwa 35 PPT.
- PSU (Practical Salinity Units): Praktische Salinitätseinheiten. Eine moderne Skala, die für die meisten Zwecke praktisch identisch mit PPT ist.
- Spezifisches Gewicht (Specific Gravity, SG): Das Verhältnis der Dichte von Aquarienwasser zur Dichte von reinem destilliertem Wasser bei gleicher Temperatur. Der optimale Bereich für ein Riffaquarium liegt normalerweise zwischen 1.024 und 1.026 SG.
Bedeutung der Kontrolle: Plötzliche oder anhaltende Schwankungen der Salinität verursachen osmotischen Schock, der zum Absterben empfindlicher Arten wie Meerwasserfische (z. B. Clownfische Amphiprion ocellaris) oder Wirbellose führen kann.
Typen von Refraktometern für die Aquaristik: Überblick und Vergleich

Aquarianer verwenden zwei Haupttypen von Refraktometern:
1. Optische (manuelle) Refraktometer
Dies ist der gebräuchlichste und erschwinglichste Typ. Die Messung erfolgt durch Aufbringen einer Probe auf ein Glasprisma, Schließen der Abdeckung und Blick durch das Okular. Auf der Skala ist eine Grenze zwischen einem hellen und einem dunklen Feld sichtbar, die die Salinität anzeigt.
- Vorteile: Günstiger Preis, keine Batterien erforderlich, hohe Zuverlässigkeit bei richtiger Kalibrierung.
- Nachteile: Subjektivität der Ablesung (abhängig vom Sehvermögen des Benutzers), manuelle Kalibrierung erforderlich.
2. Digitale Refraktometer
Diese Geräte verwenden eine interne LED und einen Sensor, um die Lichtbrechung automatisch zu messen und das Ergebnis auf einem digitalen Display anzuzeigen. Sie verfügen oft über eine integrierte automatische Temperaturkompensation (ATC) und werden durch Drücken einer einzigen Taste kalibriert.
- Vorteile: Maximale Genauigkeit, minimale Ablesefehler, schnelle und bequeme Kalibrierung, automatische Temperaturkompensation.
- Nachteile: Hohe Kosten, Batterien erforderlich.
Besonderes Augenmerk: Temperaturkompensation (ATC)
Der Brechungsindex von Licht ist stark temperaturabhängig. Die meisten hochwertigen Aquarien-Refraktometer sind mit einem ATC (Automatic Temperature Compensation)-System ausgestattet, das die Messwerte des Geräts für Proben im Bereich von 10°C–30°C korrigiert. Dies ist entscheidend, da es ermöglicht, eine Wasserprobe direkt aus dem Aquarium zu entnehmen, ohne darauf warten zu müssen, dass sie Raumtemperatur (20°C) erreicht.
Kalibrierung des Refraktometers: Schritt-für-Schritt-Anleitung für genaue Messungen

Kalibrierung ist der Prozess der Einstellung eines Refraktometers, damit es einen genauen Wert für einen bekannten Standard anzeigt. Ohne Kalibrierung sind die Messungen nutzlos. Das Gerät sollte kalibriert werden:
- Vor dem ersten Gebrauch.
- Nach längerer Lagerung.
- Wenn Sie vermuten, dass sich die Messwerte geändert haben (z. B. nach einem Sturz des Geräts).
- Mindestens einmal pro Woche bei aktiver Nutzung.
Schlüsselpunkt: Refraktometer für Meerwasser müssen auf den Nullpunkt (0 PPT) oder auf den Standard 35 PPT kalibriert werden. Die Verwendung von normalem Leitungswasser oder Flaschenwasser zur Kalibrierung ist nicht zulässig, da diese gelöste Substanzen enthalten, die den Nullpunkt verschieben.
Schritt 1: Vorbereitung des Standards (Nullpunkt)
Für die Kalibrierung auf 0 PPT/PSU muss reines, chemisch neutrales Wasser verwendet werden:
- Empfohlen: Destilliertes Wasser oder Umkehrosmose-Deionisiertes (RO/DI) Wasser. Stellen Sie sicher, dass das Wasser eine Temperatur nahe der Umgebungstemperatur oder der Aquarientemperatur hat.
- Auf keinen Fall verwenden: Salzwasser aus dem Aquarium, Leitungswasser, Mineralwasser.
Schritt 2: Reinigung und Probenauftragung
Öffnen Sie die Prismenabdeckung. Wischen Sie das Glasprisma und die Abdeckung vorsichtig mit einem weichen, nicht kratzenden Tuch (z. B. Mikrofaser) oder einem speziellen optischen Tuch ab. Stellen Sie sicher, dass keine Salzrückstände oder Staub auf der Oberfläche vorhanden sind.
Geben Sie 1-2 Tropfen RO/DI-Wasser auf das Prisma. Schließen Sie die Abdeckung vorsichtig, sodass sich das Wasser gleichmäßig über die gesamte Oberfläche verteilt, ohne Luftblasen.
Schritt 3: Ablesen und Einstellen
Richten Sie das Refraktometer auf eine helle Lichtquelle (aber nicht direkt auf die Sonne). Schauen Sie durch das Okular. Sie sehen eine runde Skala mit Teilungen und eine Grenze zwischen einem blauen (dunklen) und einem weißen (hellen) Feld.
- Wenn das Gerät 0 PPT/PSU (oder 1.000 SG) anzeigt, ist keine Kalibrierung erforderlich.
- Wenn die Grenze über oder unter dem Nullpunkt liegt, muss eine Einstellung vorgenommen werden.
Schritt 4: Einstellung mit der Kalibrierschraube
Suchen Sie die Kalibrierschraube (normalerweise unter einer Gummiabdeckung neben dem Prisma oder am Gehäuse). Drehen Sie mit einem kleinen Schraubendreher oder einem Spezialwerkzeug langsam an der Schraube, bis die Grenze zwischen dem hellen und dem dunklen Feld genau mit dem Nullpunkt (0 PPT oder 1.000 SG) übereinstimmt.
Schritt 5: Überprüfung der Kalibrierung
Wischen Sie das RO/DI-Wasser vom Prisma und der Abdeckung ab. Geben Sie erneut frische Tropfen RO/DI-Wasser auf und stellen Sie sicher, dass das Gerät stabil Null anzeigt. Wenn die Messwerte stabil sind, ist das Refraktometer einsatzbereit.
Wie man die Salinität von Aquarienwasser mit einem Refraktometer richtig misst

Nach erfolgreicher Kalibrierung ist die Messung der Salinität von Aquarienwasser schnell und einfach.
- Vorbereitung der Probe: Entnehmen Sie mit einer Pipette eine kleine Menge Aquarienwasser.
- Reinigung: Stellen Sie sicher, dass das Prisma nach der Kalibrierung sauber und trocken ist.
- Auftragung: Geben Sie 1-2 Tropfen Aquarienwasser auf das Prisma. Schließen Sie die Abdeckung fest.
- Ablesen: Richten Sie das Gerät auf das Licht. Warten Sie 20-30 Sekunden, damit sich die Temperatur stabilisieren kann (wenn Sie ein Modell mit ATC haben).
- Fokussierung: Verwenden Sie den Fokussierring (falls vorhanden), um eine möglichst scharfe Grenze zu erzielen.
- Ergebnis notieren: Lesen Sie den Wert ab, an dem die Grenze zwischen hellem und dunklem Feld die Skala kreuzt.
Wichtiger Hinweis: Wahl der Skala
Viele Refraktometer haben zwei Skalen: Salinität (PPT) und spezifisches Gewicht (SG). Für die meisten Riffaquarien ist es üblich, sich an SG-Werten zwischen 1.024 und 1.026 zu orientieren. Wenn Sie ein nach PPT kalibriertes Modell verwenden, nutzen Sie einfach eine Umrechnungstabelle oder merken Sie sich, dass 35 PPT etwa 1.026 SG entspricht.
Häufige Probleme bei der Verwendung von Refraktometern und deren Lösungen

Auch bei der Verwendung hochwertiger Geräte können Aquarianer auf Ungenauigkeiten stoßen. Die meisten Probleme sind auf Fehler bei der Kalibrierung oder der Probenvorbereitung zurückzuführen.
1. Instabile oder unklare Messwerte
- Ursache: Vorhandensein von Luftblasen unter der Abdeckung, unzureichende Probenmenge oder ungleichmäßige Probenauftragung.
- Lösung: Heben Sie die Abdeckung vorsichtig an und senken Sie sie wieder ab, um Blasen zu entfernen. Verwenden Sie ausreichend Wasser, um das gesamte Prisma zu bedecken.
2. Ungenaue Kalibrierung
- Problem: Verwendung von minderwertigem Wasser zur Kalibrierung (z. B. demineralisiertes Wasser aus dem Handel, das Verunreinigungen enthalten kann, oder altes RO/DI-Wasser).
- Lösung: Verwenden Sie immer frisches, geprüftes destilliertes oder RO/DI-Wasser, das garantiert 0 PPT hat.
3. Temperatureinfluss
- Problem: Messung einer Probe, die zu heiß oder zu kalt ist, an einem Gerät ohne ATC.
- Lösung: Wenn Ihr Refraktometer keine ATC hat, bringen Sie die Probe immer auf die Temperatur, bei der das Gerät kalibriert wurde (normalerweise 20°C oder 68°F). Wenn das Gerät ATC hat, geben Sie ihm 30 Sekunden zur Anpassung.
4. Korrosion und Verunreinigung des Prismas
- Problem: Salze kristallisieren auf dem Prisma oder der Abdeckung und verfälschen die Brechung.
- Lösung: Spülen Sie das Prisma und die Abdeckung immer sofort nach Gebrauch gründlich mit destilliertem Wasser ab und trocknen Sie sie ab.
FAQ: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Refraktometern und Salinitätsmessung

Muss ich das Refraktometer mit einer Salzlösung kalibrieren?
Obwohl einige Hersteller die Kalibrierung mit einer Standard-Salzlösung (z. B. 35 PPT) empfehlen, raten Experten dringend zur Kalibrierung auf den Nullpunkt (0 PPT) mit RO/DI-Wasser. Dies liegt daran, dass Standard-Salzlösungen mit der Zeit abgebaut werden oder ihre Genauigkeit fraglich sein kann, während reines RO/DI-Wasser immer ein zuverlässiger Nullpunkt ist.
Warum unterscheiden sich die Messwerte von Refraktometer und Aräometer?
Der Unterschied entsteht oft durch die Ungenauigkeit des Aräometers. Aräometer sind anfällig für Fehler im Zusammenhang mit Temperatur, Oberflächenspannung und Luftblasen. Ein Refraktometer liefert, wenn es richtig kalibriert ist, fast immer genauere Ergebnisse. Vertrauen Sie immer einem kalibrierten Refraktometer.
Kann ich ein Refraktometer für ein Süßwasseraquarium verwenden?
Ja, aber es ist selten notwendig. In der Süßwasseraquaristik kann ein Refraktometer nützlich sein, um die Salinität in Brackwasseraquarien genau zu messen (z. B. für Lebendgebärende wie Poecilia sphenops) oder um den Gehalt an Mineralzusätzen zu kontrollieren, obwohl für allgemeine Wasserparameter (GH/KH) Tropfentests verwendet werden.
Interessante Fakten über Salinität und Refraktometer
- Geschichte: Das Prinzip der Refraktion wurde bereits im 17. Jahrhundert entdeckt, aber die ersten praktischen Refraktometer erschienen Ende des 19. Jahrhunderts. Sie kamen aus der chemischen und Lebensmittelindustrie in die Aquaristik.
- Temperatureinfluss: Ohne ATC kann ein Unterschied von 5°C zu einem Messfehler des spezifischen Gewichts von bis zu 0.001 SG führen, was für empfindliche Korallen kritisch ist.
- Licht und Skala: Optische Refraktometer nutzen das Phänomen der Totalreflexion. Die Grenze zwischen Licht und Schatten, die der Benutzer sieht, ist der kritische Winkel der Brechung, den das Gerät in für den Aquarianer leicht verständliche Maßeinheiten umwandelt.
